Meine Inspirationen sind
die Natur, der mich umgebende Raum
mit seinen Farben, Linien, Schwüngen, Wuchsformen, Bewegungen — all dies in stetiger Veränderung, Vergänglichkeit und Wandlung.
und
die uralten Symbole der Menschen, welchen die Verbindung mit den Prinzipien des Lebens und Sterbens, mit den Elementen und Gestirnen innewohnt, die in ihrem Wesen die Schwingungen all dessen wiedergeben und sich mit mir verbinden.
Beides berührt und bewegt mich.
So greifen meine Objektkunst und Landart ineinander über und gestalten sich weiter und weiter.
LandArt – meine Arbeitsweise, mein Ansatz
Wir kommen alle vom Spielen her. Bevor wir abstrakt logisch und analytisch zu denken gelernt haben, spielten wir – in Absichtslosigkeit mit einem Rucksack voller Ideen.
Das künstlerisch-spielerische Gestalten und Absichtslosigkeit stehen in meinen Landart-Arbeiten im Vordergrund.
Es beginnt mit dem Ort, dem Platz
Achtsamkeit – Wahrnehmung – Spüren – Beobachten
Licht – Schatten – Luft – Farben – Bewegungen – Geräusche
Für wen ist dieser Platz Lebensraum?
Eintauchen in den Ort
Sich verbinden
Welches Material gibt es hier?
Steine – Erden – Sand – Pflanzen – hart – weich – rau – stachlig – glatt
wovon viel und wovon wenig?
Mit all dem beginne ich zu spielen.
Lerne dabei die Dinge kennen.
Habtick – Geruch – Grenzen – Geräusch
Gestaltendes Spielen – spielerisches Gestalten
Ich folge dem Material und dem Ort.
Trete für diesem Moment in tiefe Verbindung
Zeit haben – Gleichzeitigkeit
Gestalte – folge einer Idee – verwerfe – erfinde neu – gestalte – spiele
und – dann irgendwann – fertig – nie fertig
Unvollendet – vollendet – im Wandel- verwandelt – verwandt – vertraut
Ich überlasse mein Werk den Wesen des Ortes
dem Wind – dem Regen – der Sonne und denen, deren Lebensraum hier ist
Abschied.
Ich war für eine Zeit hier
habe Respekt
habe mich verbunden
habe zarte Spuren gezogen
habe mit meinem Spiel die Schönheit des Lebens und des Wandels gewürdigt, vielleicht der unfassbar schönen Erde ein vergängliches Denkmal gesetzt,
habe eine von unendlich vielen möglichen Formen der Dankbarkeit gegeben.
Habe eine von unendlich vielen möglichen Formen des Glücks bekommen.
Und gehe weiter – frei – verbunden
Nur womit man verbunden ist, kann man abgeben und loslassen.
Mit diesem Ansatz arbeite ich auch mit den TeilnehmerInnen in meinen Landart-Workshops in freier Natur. Es geht um Achtsamkeit und Respekt, um sich im KUNST-Spiel verlieren und finden, um das Verbundensein und Loslassen. Unsere Seele versteht Bilder besser als abstrakte Worte. Indem wir in der Verbindung mit der Natur neue und eigene Bilder erschaffen, finden wir einen tiefen und natürlichen Zugang zu unserer Spielart des Abgebens und Loslassens und dem Wachsen unseres Verbundenseins.
Um meine Arbeitsweise konkreter nachempfinden zu können, möchte ich gern von einer meiner Landart-Arbeiten und meinem inneren Prozeß dazu berichten.
Es war im Winter 2017 auf der kanarischen Insel La Palma. Ein Ort an dem die vulkanische Energie greifbar scheint, die Kraft des Ozeans allgegenwärtig und die Farbenvielfalt berauschend ist.
Auf einem Spaziergang entdecke ich eine Pflanzenschnitt-Abfall-Halde der Gemeinde. Dort bleibt mein Blick an den abgeschnittenen Fruchtständen von Dattelpalmen hängen. Einen nehme ich mit. Ein ungefähr 1,20 m langer flacher Ast von leuchtender orange-gelber Farbe, dessen Ende sich in unzählige dünne Äste aufteilt, wie ein Reisigbesen, an denen sehr viele kleine leuchtend grüne junge Datteln hängen, ähnlich wie Oliven.
Unweit, im Halbschatten eines alten Gummibaumes zieht es mich an einen Platz im verschlungenen Wurzelgeflecht, umgeben von grauen runden Steinen. Nun habe ich einen Ort und Material. Beim Betrachten und Befühlen meines Fundstücks, nehme ich das Meeresrauschen, den milden Wind, das Gezwitscher fast unsichtbaren kleiner Vögel im Geäst, das Gurren einer Taube und das Huschen der kleinen Eidechsen über die Steine war.
Ich bin ganz und gar im Moment, in der Wahrnehmung meiner Sinne und versinke darin. Die kleinen Datteln sind fest und sehr klebrig, die Äste zäh, biegsam und unbrechbar.
Ungerichtete Gedanken und Gefühle fügen sich in meinem Sein zu einer Erfahrung von wortlosem Verbinden mit Allem.
Ich beginne die kleinen Äste vom großen Ast zu trennen. Dazu brauche ich eine Zange, mit der man sonst Draht schneidet. Dies braucht Zeit und führt mich mit jedem Handgriff ins tiefere Kennenlernen dieser Pflanze. Die Festigkeit, die Wuchsform, der etwas grasige Geruch. Ich lasse mich davon führen und folge behutsam. Dann trenne ich die kleinen Datteln von den Ästen. Alles ist klebrig. Die Äste sind alle in der gleichen Art leicht gebogen und in ihrer Struktur gelockt. Meine Hände begreifen, ich sortiere die langen und die kurzen Zweige und die Datteln.
Schon lange habe ich die Zeit vergessen, spüre intensiv die Verbindung zu meinem Material und dem Ort. Denke nicht und analysiere nicht, bin die Palme und bin der Ort in den Wurzeln des Baumes, bin weiter als ich, im Glück des Verbundenseins. Beim Ansehen der sortierten Äste und Datteln inspirieren mich die gebogenen Linien. Ich beginne die Äste zwischen die Wurzeln des Baumes zu legen, ihrer Linie folgend, einer nach dem anderen in wechselnder Richtung. Dabei entsteht eine wundervolle organische Form. Ich lege in deren Mitte alle Datteln, die Farben Grün und Orange spielen jetzt mit meinem Sehen. Dann füge ich noch ein wenig der feurig-farbigen Erde der Insel hinzu und plötzlich ist alles beieinander: Die ganze Schönheit der Insel, Ihre Farben und Formen, ihre Härte und Geschmeidigkeit, das Licht und das Geräusch des Wassers, und die Wesen, deren Lebensraum hier ist. In wirklichem Beglückt-Sein kehre ich zurück in meine Grenzen, erfüllt von der absichtslosen Verbundenheit mit dem, was mir geschenkt wurde. Ich war durchlässig, habe gefunden, gelöst und neu verbunden, der Erde eine Hommage gewidmet und bin voller Dankbarkeit. Dann übergebe ich das Geschaffene dem Regen, dem Wind, der Sonne, den Elementen. Es wird sich durch ihr Zutun verändern, sie werden weiter gestalten.
Ich verlasse den Ort und das Werk.
Anke Teichert
freischaffende Künstlerin
Jahrgang 1968 | |
1985 | Schulabschluss |
1988 | Fachschulabschluß Pädagogik |
1988-1990 | Tätigkeit als Erzieherin |
1990-1992 | Abitur (Abendschule) |
1992-1994 | Studium Philosophie und Soziologie an der Universität Jena |
1993-1994 | Gründung und Aufbau der ACC-Galerie Weimar, Ausstellungsorganisation, kuratorische Tätigkeit |
1994-1999 | Gründung und Aufbau des Theaters und Programmkinos „Schaubühne“ in Leipzig, Arbeit an zahlreichen Theater- und Kinoprojekten, Theaterleitung, Regieassistenzen, Regiearbeiten |
1999-2000 | Tätigkeit im „Verein zur Förderung von Fraueninitiativen“ Mittweida, verschiedene sozial-kulturelle Projekte, Projektleiterin und Initiatorin eines begehbaren Labyrinthplatzes, Labyrinthbau mit ca. vierzig Frauen (www.begehbare-labyrithe.de (Labyrinth Mühlbach, Sachsen) |
2003-2006 | Ausbildung in Homöopathie |
seit 2000 | Selbständige Tätigkeit als freiberufliche Künstlerin / Kunsthandwerkerin Auftragsarbeiten für Lichtkonzepte und Raumgestaltungen, Initiatorin verschiedener künstlerischer und kultureller Projekte z.B. Bau des Labyrinthplatzes am Walderlebnispfad Freiamt (www.begehbare-labyrithe.de (Labyrinth Freiamt, BW), Angebote an Seminaren und Workshops in Bereichen Landart/Naturkunst, Objektkunst, Objektbau |
seit 1994 | Fortlaufend Weiterbildungen und Kurse in den Bereichen Design, Produktdesign, Landart, mythologisch-historische Symbolik |
seit 2000 | Verschiedene Landart / Naturkunst – Arbeiten in Deutschland, Schweiz und Spanien |